Josef probiert Brillen aus. Keine normalen Brillen. Die Brillengläser sind dick und der Blick verschwommen. Er bekommt einen Blindenstock in die Hand gedrückt und soll einen einfachen Parcours bewältigen. Viel schwerer als gedacht. Die Nebengeräusche stören und die Kontraste sind zu schwach, um sie als Orientierungshilfe zu verwenden. Josef steht am Erlebnisparcours auf der BeSt, wo Besucher live erfahren können, wie es ist, mit einer Sehbehinderung im Alltag zurechtzukommen.
Josef denkt sich, wie viel einfacher es wäre ohne Barrieren. Barrierefreiheit in Gebäuden und am Computer ermöglichen Menschen mit oder ohne Behinderung eine Karriere im Traumberuf. Was bei Barrierefreiheit wichtig ist, erklärt Wolfgang Berndorfer, der selbst seit seinem zehnten Lebensjahr eine starke Sehschwäche hat. Er leitet seit 2008 das Projekt „sehensWert“, das Unternehmer auf Menschen mit einer Sehschwäche vorbereitet. Was ist eine Sehschwäche?
„Ab einem Stadium, wo Augenarzt und Optiker nichts mehr tun können, sprechen wir von Sehschwäche.“ Beim Blindenverband oder auch bei „sehensWert“ werden spezielle Tests gemacht und Sehbehinderte Menschen selbst und auch Arbeitgeber beraten, wie sie einen perfekten Arbeitsplatz schaffen können. Wichtig sind hier: Kontrast (zum Beispiel schwarze Markierungen auf weißem Grund), die richtige Beleuchtung und Sicherheit (zum Beispiel Lichter bei Notausgängen). Bodenlinien oder Blindenschrift an Liften fallen keinem auf, ermöglichen Blinden aber einen sicheren Weg im Alltag. Sobald Arbeitsplätze mit Computer inklusive Sprachausgabe zur Verfügung stehen, können sich sehbehinderte Personen ihren Traumberuf Sekretärin/ Sekretär verwirklichen.
Man kann jedem mit einer Sehbehinderung helfen, indem man den Betroffenen einfach fragt, ob er oder sie Hilfe braucht und nicht die Hilfe vorwegnimmt. Sehbehindert ist nicht gleich blind. Macht euch selbst ein Bild mit den „Blindenbrillen“ oder dem „Rollodrom“ auf der BeSt und zeigt so die Chancen für Menschen mit Behinderung auf.